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Stadtteile Mickten und Übigau • Schloss Übigau

Urkundliche Ersterwähnung von Mickten 1378 als Migtin (altsorbisch: Leute des Mikota) und von Übigau 1324 als Ubegowe (altsorbisch: ubeg = Flussarm), Eingemeindung nach Dresden: 1903

www.dresden-uebigau.de

Im Osten des Übigauer Elbwinkels, zwischen der Elbe und einem zur Flutrinne ausgebauten Elbe-Altarm, befinden sich die dicht beieinander liegenden Dorfkerne Altmickten und Altübigau. Bei höherem Elbwasserstand besaßen diese Orte eine Insellage.

Altmickten, zunächst ein Rundling, dann ein Platzgassendorf, zeigt noch heute einen sehr dörflichen Charakter. Mehrere der Gebäude entstanden kurz nach dem letzten Dorfbrand von 1823. Zum Ort gehörte einst auch ein Vorwerk. Die Gerichtsbarkeit lag beim Domstift Meißen, nach der Reformation beim Prokuraturamt Meißen. Das Amt Dresden war durch einen Amtsrichter vertreten.

Die Bauern und Häusler Micktens betrieben neben dem Ackerbau und dem schon im Jahr 1414 für dieses Gebiet erwähnten Weinbau auch den Fischfang in der Elbe. Zu ihren Frondiensten gehörte das Abfischen der Lachen im Großen Ostragehege (in der Gegend des heutigen Elbhafens).

Der kleine Ortskern von Altübigau befindet sich auf einem relativ hoch gelegenen und deshalb weniger hochwassergefährdeten Flecken nahe der Elbe. Dieses Gebiet hieß früher "Die Tränke". Einem englisch-amerikanischen Bombenangriff am 2. März 1945 fielen Teile der historischen Bausubstanz des alten Dorfkerns zum Opfer.

Die Übigauer Ländereien gehörten ab 1324 der Stiftsbaumeisterei des Meißner Domstifts. Die Grundstücke Rethelstraße 17 und 19 hießen seitdem Bischofsgüter. Zum Übigauer Besitz zählte auch ein Wach, ein wichtiger Elbe-Fischfangplatz. Auch nach der Reformation (1539) nannte sich Übigau noch eine Zeit lang Stiftsbaumeistereidorf. Im Jahr 1559 übernahm das Kurfürstliche Amt die Verwaltung.

Im Verlauf der heutigen Scharfenberger Straße führte einst der von Meißen kommende Bischofsweg, der bei Briesnitz die Elbe überquerte, weiter nach Osten. Über den heute noch so genannten Bischofsweg in der Antonstadt gewann er Anschluss an die Bautzner Straße. Auf ihm reisten die Meißner Bischöfe zur Burg Stolpen und ihren anderen Besitzungen in der Lausitz.

Nördlich der Flutrinne, an der Kötzschenbrodaer Straße, entstand im Jahr 1804 das erste Micktener Haus außerhalb des Dorfes. Im Jahr 1821 erlangte der Besitzer das Schankrecht. Großer Beliebtheit bei den Dresdnern erfreute sich das von Paul Watzke und seiner Frau geführte Gasthaus mit Ballsaal (1897 von seinem Vater gebaut). Im Umfeld war seit den 1860er Jahren eine Holländer-Windmühle in Betrieb. Später kamen mehrere Fabriken hinzu, in den 1930er Jahren ein Sägewerk.

Die Flur Mickten reicht nach Norden weit über die Flutrinne hinaus bis an die Leipziger Straße heran. Dort nahm dann am Ende des 19. Jahrhunderts die vorstädtische Bebauung der Flur ihren Anfang, durch die Mickten mit Pieschen und Trachau zusammenwuchs. Von dem nahe der Leipziger Straße gelegenen Micktener Straßenbahnhof verkehrte bis 1918 die Lößnitzbahn, eine Schmalspurbahn, nach Radebeul.

Im Süden der Flur entstand an der Washingtonstraße ein Industriegebiet. Die im Jahr 1904 an der (zwischen Südvorstadt-West und Löbtau gelegenen) Zwickauer Straße gegründete Firma Koch & Sterzel (Röntgentechnik) übernahm in den 1920er Jahren Teile des ehemaligen Flughafens Kaditz/Mickten. In einem Neubau an der Washingtonstraße ging ein Transformatorenwerk in Betrieb. Während die Produktionseinrichtungen an der Zwickauer Straße den Bombenangriffen im Jahr 1945 zum Opfer fielen, blieben sie im Gebiet Mickten/Übigau erhalten. In der Zeit der DDR arbeitete hier das Transformatoren- und Röntgenwerk. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde dieses in mehrere Unternehmen aufgeteilt und die Transformatoren-Produktion von Siemens fortgeführt.

Flügelwegbrücke

Insbesondere, um die im Jahr 1903 nach Dresden eingemeindeten Orte Kaditz und Übigau an den Dresdner Stadtverkehr anzuschließen, wurde in den Jahren 1929/30 die 308 m lange, auf fünf Landpfeilern ruhende Flügelwegbrücke gebaut. Sie verbindet die Stadtteile Übigau (Washingtonstraße) und Cotta (Flügelweg) über die Elbe hinweg. Mit 115 m Spannweite war sie damals die am weitesten gespannte Blechträgerbrücke Europas. Wegen ihrer beträchtlichen thermischen Ausdehnung ruhte die Metallbrücke an der Südseite auf Rollenlagern.

Zwischen 2001 und 2004 entstand ein Ersatzneubau der Flügelwegbrücke: ein 285 m langes und 31 m breites, aus ca. 7.800 t Stahl und Beton bestehendes sechsspuriges Brückenbauwerk.

Schloss Übigau

Schloss Übigau
Bauzeit, Architekt: 1724-1726, Johann Friedrich Eosander von Göthe (sein einziges Bauwerk in Dresden)
Merkmale: kleines zweigeschossiges Barockschloss mit neun Fensterachsen und vorgelegten offenen Bogenhallen, Erdgeschoss mit rustikaartigen Putzstreifen, Obergeschoss mit Pilastern und Brüstungen

Der erst kurz zuvor nach Dresden berufene, aus dem damals schwedischen Stralsund stammende und lange Zeit am preußischen Hof beschäftigte Baumeister Johann Friedrich Eosander von Göthe (1660-1729) baute zwischen 1724 und 1726 auf ehemaligen Weinberggrundstücken von vier enteigneten Bauern das Lustschloss Übigau für Feldmarschall Graf Jakob Heinrich von Flemming. Dieses bedeutende Zeugnis der Barockbaukunst war von einem kleinen Barockgarten (Französischen Garten) umgeben.

Göthes Architektur, die der Schule von Nikodemus Tessin d.J. (dem Erbauer des Stockholmer Schlosses) entsprang, konnte sich in Dresden nicht weiter durchsetzen, auch, weil der Baumeister schon früh verstarb. Schloss Übigau blieb sein einziges Bauwerk in Dresden. Seine Entwürfe für Festungsbauten erfuhren in Sachsen keine Anerkennung.

Im Jahr 1726 wechselte Schloss Übigau in den Besitz von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733). Dieser soll es jedoch nur selten einmal besucht haben. Aus jener Zeit stammen das sächsisch-polnische Wappen in der Hauptachse des Gebäudes und die zur Elbe führende doppelläufige Treppenanlage.

Der Kurfürst beauftragte den bedeutenden Barockbaumeister Zacharias Longuelune mit Entwürfen für den weiteren Ausbau des Schlosses. Davon wurde dann allerdings nichts mehr verwirklicht. Nach dem Tod Augusts des Starken nutzte sein Sohn und Nachfolger Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (reg. 1733-1763) das Schloss. Im Jahr 1753 fand hier ein großes Lustlager (Campement) statt. Später verwahrloste es dann mehr und mehr, im Jahr 1813 (in der Zeit der Napoleonischen Kriege) wurde es geplündert. Bei der Versteigerung des Schlosses im Jahr 1831 erhielt der Dresdner Ratszimmermeister Paul Siemen den Zuschlag. Er nahm einige Ausbauten vor.

Zwischen 1836 und 1845 diente das Schloss als Verwaltungssitz des Aktien-Maschinenbauvereins. Dessen Mit-Gesellschafter und Technischer Direktor, der Erfinder und Konstrukteur Andreas Schubert (1808-1870), konstruierte im Jahr 1837 das erste sächsische Personendampfschiff "Königin Maria" und im Jahr 1839 die erste deutsche Lokomotive "Saxonia". Die auf Johannstädter Gelände gebaute "Königin Maria" wurde in Übigau mit Antrieb und Kessel ausgestattet. Wegen der Lage an der Elbe abseits der Eisenbahnstrecke konzentrierte sich der Maschinenbauverein in Übigau auf den Schiffsbau.

Ab 1877 betrieb die Elbe-Schifffahrtsgesellschaft "Kette" eine Werft in Übigau. Sie beschäftigte hier zeitweise mehr als 1.200 Mitarbeiter. Der Werftsbetrieb, an den noch ein als technisches Denkmal geschützter alter Kran erinnert, endete vorübergehend 1930 und wurde 1935 wieder aufgenommen. Zu jener Zeit ging hier auch der Dampfkesselbau (DKÜ) in Betrieb. In der Zeit der DDR nutzte der 1948 gegründete VEB Dampfkesselbau das Schloss als Verwaltungssitz. Die Werft wurde Ende 1957 geschlossen und der Werftsbetrieb u.a. nach Laubegast verlagert, das Übigauer Gelände dagegen nun vom Transformatoren- und Röntgenwerk genutzt.

Das urbane Umfeld stört den Gesamteindruck der einst malerisch an der Elbe gelegenen barocken Schloss- und Gartenanlage. Der Erhalt des früher abrissgefährdeten Schlosses dürfte aber wesentlich der einstigen industriellen Nutzung zu verdanken sein. Von dem reichen Skulpturenschmuck des Barockgartens blieb leider nichts mehr erhalten.




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