Schiffswerft Übigau

Schiffswerft Übigau (Archiv: Lowke, Postkarte 1916)Seit 1873 besaß die Fracht-Schiffs-Gesellschaft (FSG) in Übigau südlich des Schlosses eine Schiffbauerei für Reparaturen an Holzschiffen. 1877 schloss die Kettenschleppschiffahrts-Gesellschaft der Oberelbe zu Dresden einen Kaufvertrag mit der FSG und kam damit 1878 zur eigenen Schiffswerft, welche für den Stahlschiff-, Kessel- und Maschinenbau aufgebaut wurde. Am 13. September 1881 konstituierte sich die "KETTE" Deutsche-Elbschiffahrt-Gesellschaft zu Dresden und wurde Besitzer von Schiffen und der Schiffswerft Übigau. Die Schiffswerft wurde zur bedeutenden Binnenwerft für Fracht- und Personenschiffe in Deutschland ausgebaut. Sie verfügte ab 1892 über schiffbautechnische Versuchsanlagen der Technischen Hochschule und hatte um 1910 als "Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau" 1200 Beschäftigte

Schiffswerft 1925 (Foto: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Albert Wiese)Bis 1921 wurden es ca. 1500 Beschäftigte. 1863 wurde in Dresden-Neustadt die Schlicksche Schiffswerft gegründet, die 1899 in die "Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft, Aktiengesellschaft" umgewandelt wurde. Diese Schiffswerft wurde 1905 mit der "Kette" verschmolzen und siedelte gleichzeitig vollkommen nach Übigau um, da hier mehr Platz für die weitere Vergrößerung der Firma vorhanden war.

Die Werft stellte nicht nur Schiffe her, auch Maschinen, Kessel, Trocken- und Nassbagger wurden produziert. Dazu gab es noch eine Versuchsanstalt und eine Eisen- und Metallgießerei. Als Spezialität galt der Bau von Rad- und Schraubenschleppern und Frachtkähnen.

Seit 1928 gehörte die Werft mit bis zu 1200 Mitarbeitern zu den größten Binnenschiffswerften Europas. Selbst bis nach Südamerika reichten die Aufträge der Werft. Zwischen 1863 und 1930 wurden bereits 1393 Schiffe gebaut.

Das Werk wurde 1924 von der "Waggon- und Maschinenbau-AG Görlitz" übernommen, 1930 durch die Weltwirtschaftskrise geschlossen. Von 1863 bis 1930 wurden nachweislich mehr als 1400 Schiffe verkauft.
Drei Ingenieure, die auf der Werft tätig waren, erwarben 1935 die Hälfte des Werftgeländes. Die Gebäude und das Territorium des heutigen Dampfkesselbaues kauften die Gebrüder Birke. Damit entstanden auf dem Gelände der Werft zwei Betriebe, die unabhängig voneinander bis 1945 produzierten. Es wurden Dampfkessel, später U-Bootteile hergestellt.

1945 wurde das Magazingebäude total, ein Teil der westlichen Maschinenbauhalle zum Teil zerstört, das Dach des Verwaltungsgebäudes brannte ab (Bombentreffer vom 16.01.1945, 02.03.1945, weil militärischer Produktionsstandort durch U-Boot-Produktion). Die Gebäude wurden nun vom "VEB Dampfkesselbau Dresden-Übigau" genutzt. Der Werftbetrieb endete 1958. Ein Teil des ehemaligen Werftgeländes gehörte als Werk Nr. II bis 1990 zum "VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden".

Schiffbaubetrieb im Werftgelände heute (Foto: F. Philipp)In den 90iger Jahren wurden im Dampfkesselbau Dresden-Übigau GmbH wieder komplette Kesselanlagen, meist Einzelanfertigungen für riesige Schiffe gebaut. Nach dem Privatisierungsdurcheinander nach 1989 hatte die Ulmer TTU viel Geld in modernste Technik investiert. Nun wurden neben dem traditionellen Dampfkesselbau auch Komponenten für Autokräne gebaut. Zu den Kunden zählten vor allem ostdeutsche Werften, aber auch der weltgrößte dänische Schiffbauer Moeller-Groupe.
1998 folgte allerdings die Zwangsverwaltung, 2000 übernahm die Fa. Siempelkamp Nukleartechnik GmbH den Betrieb, konnte aber die Insolvenz 2001 nicht verhindern. Damit endete ein wichtiges Kapitel Dresdner Industriegeschichte. Auf dem verbleibenden Gelände in Richtung Schloss befinden sich heute nur noch Kleinbetriebe, wie Speditionen, metallverarbeitende Firmen und eine kleine Schiffswerft.

Historischer Schiffskran 1999 (Foto: F. Philipp)Als technisches Denkmal ist ein riesiger eiserner Drehkran mit 30 t Tragkraft von 1891 erhalten,
gebaut durch die Eisenwerk AG Hamburg als modernster Uferkran seiner Zeit. Er diente zum Einheben der schweren Schiffsmotoren in die neu gebauten Schiffe.
Anfangs wurde der Kran mit Hand bedient, 1903/04 stellte ihn die Maschinenfabrik Esslingen auf Elektroantrieb um und erhöhte seine Tragkraft von 25 auf 30 Tonnen. Der große Kasten wurde als Gegengewicht für die starre Kettenauslage benötigt und nac
h Bedarf mit Wasser gefüllt. Ein Elektromotor diente zur Bewegung des Drehkranzes, ein zweiter zur Bewegung der Kette.
2005 wurde der seit 1982 unter Denkmalschutz stehende Kran mit einigen Hindernissen äußerlich saniert und 2009 an Privathand verkauft.

 

 

Nebengebäude Schloss Übigau mit unter Denkmalschutz stehenden Leuchtschrift (Foto: F. Philipp 2011)Zufahrt eh. Schiffswerftgelände (Foto: F. Philipp 2011)Das jetzige Gelände der früheren Maschinenbauanstalt (Foto: F. Philipp)Hellinge mit Schiffskran 2009 (Foto: Frank Sniegon)

 

Zeichnung entnommen aus Dresdner Wanderbuch, Teil II von 1922

I Schiffsplatz (Neubau)
II Hellinge
III Horizontalsäge
IV Drehkran
V westlicher Werftplatz
VI Schmiedehalle
VII "Richtplatte"
VIII Eisenschiffbauwerkstatt
IX elektrische Zentrale
X Kesselhaus
XI Schmiede
XII Kesselschmiede
XIII Kupferschmiede
XIV Gaswerk
XV Eisengießerei
XVI Fallgewicht
XVII Modellschreinerei
XVIII Schleppversuchsstation
XIX Maschinenbauabteilung

 

 

Verweis Der Dresdner Anzeiger vom 3. Juli 1904 berichtet über eine Führung durch die Schiffswerft Dresden-Übigau
Verweis Am 3. Juli 1926 schreibt die DVZ, dass ein neues Schiff von der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Betrieb genommen wurde, die neu gebaute "Dresden", ausgerüstet mit Kessel und Maschinen der Übigauer Schiffswerft

Tipp Eine sehr gute und ausführliche, bebilderte Darstellung der Entwicklung der Schiffswerft Übigau finden Sie im 2004 erschienenen Buch: "Werften in Dresden 1855-1945 - Arbeitsheft 6 des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen" vom Sax-Verlag Beucha (ISBN 3-934544-62-2)

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