Dresdner Anzeiger vom 18.10.1928
Die neue 42. Volksschule in Übigau wurde, wie wir bereits in der gestrigen Abendausgabe berichteten, am Mittwochvormittag in schlichter, interner Feier ihrer Bestimmung übergeben. Am Abend des gleichen Tages versammelten sich Eltern, Lehrer und Schüler in der schönen Turnhalle der Anstalt zu einem öffentlichen Festakt.
Schulleiter Mehner entbot den zahlreich Erschienenen den Willkommensgruß. Freude und Dank bewege alle, die am Gedeihen der Übigauer Volksschule interessiert seien. Die Stadt Dresden habe dem Ortsteil, der ihr nunmehr 25 Jahre angeschlossen sei, ein über Erwarten wertvolles Geschenk gemacht. Auf lange Zeit hinaus sei nun allen Bedürfnissen Genüge getan. Der Schulleiter pries die unterrichtstechnischen und ästhetischen Vorzüge des neuen, imposanten Gebäudes warm und stellte ihnen die räumlichen Unzulänglichkeiten, unter denen das Übigauer Schulwesen litt, gegenüber. Seine Ansprache klang in Dankesworten aus, die er der Stadtverwaltung, der Schulbehörde, dem Hochbauamte und allen denen widmete, die zum Gelingen des Werkes beitrugen.
Die Grüße des Städtischen Schulamtes überbrachte Schulamtsrat Rudert. Er wies in gehaltvollen Ausführungen vor allem auf die Ideen hin, die die Lehrerschaft im Unterricht zu verwirklichen suche und denen nun auch der Baukünstler in vorbildlicher Weise Rechnung getragen habe: die Idee der körperlichen Ertüchtigung der Jugend und die Idee des Arbeitsunterrichts. - Als Vertreter der staatlichen Schulbehörde rief Oberschulrat Sturm den Versammelten herzliche Glückwünsche zu. Auch er betonte nachdrücklich die große Bedeutung des neuen Schulgebäudes für den Unterricht. Ein in hygienischer und unterrichtstechnischer Hinsicht einwandfreies Schulhaus sei die unerläßliche Vorbedingung jeder gedeihlichen Lehrerarbeit. Die moderne Pädagogik habe erkannt, daß die Umwelt des Kindes dessen Entwicklung tief beeinflusse. Demgemäß sei es notwendig, die Schule derart auszugestalten, daß die Arbeit des Lehrers gefördert werde.
Grüße und Wünsche konnten die dankbaren Übigauer noch von einer Anzahl weiterer Redner entgegennehmen. Die Feier erhielt durch musikalische, rezitatorische und gesangliche Darbietungen der Lehrer und Schüler ein festliches, künstlerisches Gewand.
Um unseren Lesern einen Einblick in das Innere des Schulgebäudes zu vermitteln, dessen Außenansicht wir bereits vor längerer Zeit im Bilde vorführten, fügen wir die Bilder eines Klassenzimmers und des Physikraumes bei. Charakteristisch sind für beide Räume die außerordentlich breiten, hohen Fenster. Aus dem Klassenzimmer sind die Schulbänke von ehedem verschwunden. An ihrer Stelle findet man Tische und Stühle. Diese ermöglichen rasch Änderungen in der Gruppierung der Schüler, wie sie der moderne Arbeitsunterricht erforderlich macht. Das Physikzimmer ist mit allen nur wünschenswerten technischen Lehrmitteln ausgestattet und verfügt über eine erstaunlich mannigfaltige Apparatur.