Die Kaditzer Flutrinne ist ein Entlastungskanal für Elbhochwasser und wird als Grünland genutzt. Bereits im Jahre 1902 wurden bei den Eingemeindungsverhandlungen der Gemeinden Mickten, Übigau und Kaditz zwei Flutrinnen geplant, die Überschwemmungsschäden in diesem Bereich vermindern sollten. Dem Bebauungsplan stand allerdings der ca. 500m südlich der Kaditzer Schule liegende Pionierübungsplatz der Dresdner Pioniere entgegen. Es dauerte bis 1911, als die damalige Militärverwaltung diesen Platz im Austausch gegen einen anderen Platz aufgab (Umzug nach Pratzschwitz).
Erst im Jahre 1918 begann der Bau der Flutrinne von Mickten nach Kaditz auf dem Boden eines alten Elbarmes durch Arbeitslose im Rahmen von Notstandsarbeiten, für deren Böschung auch Abbruchmaterial aus der Bastion Merkur (heute Wallstraße) zum Einsatz kam.
Veranschlagt wurde der Bau der Flutrinne 1899 mit 2 Millionen Mark, aber bereits 1912 waren es 5,2 Millionen und man schätzte ein, dass sich der Bau erst 1990 amortisiert haben würde. Die Sohlenbreite betrug vorerst 40 Meter. Zwei Jahre später bestand die noch nicht fertig gestellte Flutrinne die erste Bewährungsprobe bei einem Hochwasser. 1921 wurden die Arbeiten vorerst beendet.
Von 1927 bis 1929 konnte die Sohlenbreite der Flutrinne auf 119 Meter verbreitert werden, in deren Mitte sich eine ein Meter breite Rinne befindet. Bei Hochwasser füllt sich durch Rückstau die Flutrinne von Kaditz her. Auf Micktener Flur entstand 1927 die 132 Meter lange, aus neun Brückenbögen bestehende Flutrinnenbrücke im Zuge der Sternstraße, die sowohl dem Fahr-, Fußgänger- und Straßenbahnverkehr dient. Die Ausführung dieser Brücke völlig in Stahlbeton ist beachtenswert und eine für diese Zeit hervorragende technische Leistung.
1936 wurde im Zuge des Baues der Reichsautobahn Dresden-Neustadt-Wilsdruff als weitere Brücke die auf vier Pfeilern ruhende Autobahnbrücke bei Kaditz gebaut. Sie hat eine Spannweite von 126 m und ist 378 m lang.
Durch die sorgfältige landschaftliche Einordnung sowie die konstruktiv und architektonisch hochwertigen Brückenbauten wurden die Autobahnen international als vorbildlich und beispielgebend anerkannt.
Adolf Hitler weihte diese Autobahn an der Neustädter Auffahrt ein. Daran erinnert eine (heute etwas versetzte) Stele östlich der Autobahn. Die Autobahnbrücke wurde im Zuge des sechsspurigen Autobahnausbaues von 1995 bis 1998 vollständig erneuert.
Schließlich befand sich hinter der Autobahnbrücke noch eine weitere, nur für den Bahnverkehr vorgesehene, auf sieben Pfeilern ruhende Steinbrücke. Allerdings wurde dieses Anschlussgleis, welches von der Bahnstrecke Dresden-Coswig abzweigte und zum Gewerbegebiet an der Scharfenberger Straße führte, lange nicht mehr genutzt. 2003 wurde die seit Ende 1993 nicht mehr genutzte Brücke in Folge des Jahrhunderthochwassers 2002 abgerissen. Bereits 1999 hatte man die Schienen demontiert.
Geschichte der Industriebahn Radebeul-Kaditz
Eine neue Flutrinnenbrücke im Zuge der Washingtonstraße wurde am 2. März 1999 vollständig übergeben. Diese neue Straßenbrücke über die Flutrinne war erforderlich, um bei extremem Hochwasser der Elbe eine notwendige Umleitung zu ersparen und eine witterungsunabhängige gute Autobahnanbindung über die B6 zu ermöglichen.
Von 1997 bis 1999 wurde sie als ca. 160 Meter lange und 23 Meter breite vierspurige Brücke gebaut. 27 000 Fahrzeuge passieren täglich diesen Neubau im Zuge der "Westumfahrung" Dresdens. Damit wird die aus den 30er Jahren stammende Washingtonstraße mit ihrer provisorischen Anbindung des Hornbach-Baumarktes ersetzt.
Bürgermeister Bernd Ihme hat im September 2000 neben einigen anderen Stellen in der Stadt die Brückenpfeiler der neuen Flutrinnenbrücke Washingtonstraße für Graffiti-Künstler freigegeben. Die Freigabe geht auf die städtische Arbeitsgemeinschaft Graffiti zurück und soll die jungen Künstler mit Spraydose ausleben lassen. Sehen Sie sich doch bei einem Spaziergang die Kunstwerke an ...
Einen kleinen Eindruck können Sie schon hier gewinnen ...
15. Januar 2003 - Der Neubau der maroden Brücke über die Flutrinne ist schon länger geplant, 2006/2007 sollte gebaut werden. Jetzt soll es auf Grund der entstandenen Hochwasserschäden (Begrenzung auf 16t und keine Straßenbahn mehr möglich) schneller gehen, der Straßenbaulastträger will aber nur noch eine Brücke für den Individualverkehr bauen.
6. September 2003 - Im Schatten der Brückenbaumaßnahme Sternstraße wird zur Zeit die Eisenbahnbrücke der Industriebahn Radebeul-Kaditz (siehe hier) über die Flutrinne zwischen Kaditz und dem Gelände der Kläranlage als Hochwasserschutzmaßnahme 4-III-11 der Stadt Dresden abgebrochen. Das vorhandene Anschlussgleis der früheren Industriebahn zwischen Radebeul und dem Kaditzer Industriegebiet wurde schon länger nicht mehr genutzt.
Zur Erinnerung: Bereits in den Wirren des Hochwassers vom August 2002 spielte man mit dem Gedanken, diese Brücke zu sprengen, um dem Hochwasser mehr Raum zu geben. Jetzt wird dieser Plan in die Tat umgesetzt.
Weitere Hochwasserbaumaßnahmen der Stadt Dresden für den Bereich Übigau
29. September 2003 - Seit heute beginnt der endgültige Abriss der 1927 gebauten Stahlbetonbrücke über die Flutrinne im Zuge der Sternstraße.
Das schon lange marode und durch das Hochwasser im letzten Jahr weiter geschädigte Bauwerk muss nun einer neuen Straßenbrücke ohne Straßenbahntrasse weichen.
Der Brückenbau geht weiter ...