Feuerwache (Übigau) neues Tourismusziel
Nach knapp vierwöchigem Probebetrieb wurde am Freitag Nachmittag an der Washington-/Scharfenberger Straße auf ehemaligem GUS-Kasernengelände die neue Übigauer Feuerwache übergeben. Hans-Peter Kirchmann, Geschäftsführer des Generalplanunternehmens kplan, überreichte im Beisein von Innenminister Klaus Hardraht und Regierungspräsident Dr. Helmut Weidelener sowie zahlreicher weiterer Ehrengäste an Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner symbolisch einen goldenen Hydrantenschlüssel.
Nach 80 Jahren wurde in Dresden wieder eine Feuerwache gebaut, und das in Rekordzeit von nur zwölf Monaten. Zudem gilt die Übigauer Feuer- und Umweltschutzwache mit ihrer technischen Ausrüstung als die modernste Deutschlands. Sie sei, so Kirchmann, bereits zu einem wahren Tourismusziel von Feuerwehren aus vielen Bundesländern geworden. Gar einmalig in Europa stünde für die Ausbildung ein computergesteuertes Brand-Simulationsgebäude zur Verfügung. Insgesamt gehören zu der 20 424 Quadratmeter großen Anlage neun Funktionsstätten einschließlich eines Wasserrückhaltebeckens.
Das High-Tech-Bauwerk kostet 33,5 Millionen Mark, finanziert wurde es von der Commerzleasing und Immobilien Vertriebs GmbH, die mit der Stadt einen Leasing-Vertrag abgeschlossen hat. Diese Finanzierungsform für derartige Projekte gebe es erstmals in Deutschland, sagte OB Dr. Wagner. (SZ/jr)
Impressionen vom Tag der offenen Tür 2008
Das Kundenmagazin der DREWAG schreibt zur Feuerwache:
Die geleaste Feuerwache
In Dresden-Übigau ist man auch zu Silvester in einer Minute ausrückbereit
Wenn auf der Flügelwegbrücke das Martinshorn ertönt, ist sicher wieder die "Feuerwache Übigau" im Einsatz. In der Hauptverkehrszeit erweist sich die Brücke aber als "Nadelöhr", und die Fahrer der Einsatzfahrzeuge haben zu tun, sich durchzuschlängeln. Wenn's brennt, entscheiden Minuten über die Schadenshöhe. Und erst, wenn das Wasser "marschiert", besteht Aussicht auf Erfolg. Genauer gesagt: wenn das DREWAG-Wasser marschiert. Denn die Stadtwerke sind es, die das Nass für die Löscharbeiten und Übungen bereitstellen. Kostenlos übrigens, wie ein Vertrag zwischen ihnen und der Kommune besagt. Nur für den Unterhalt und die Instandhaltung des Hydrantennetzes erhebt das Unternehmen ein Entgelt und unterstützt auf diese nicht alltägliche Weise die Feuerwache an der Scharfenberger/ Ecke Washingtonstraße.
Mit ihr haben die Dresdner wahrhaftig etwas Außergewöhnliches bekommen. Die Grußworte gewichtiger Leute zur Einweihung im Vorjahrs-Mai reden von einem "Objekt der Superlative", das in der gesamtdeutschen Landschaft seinesgleichen sucht, von einer "Rekordbauzeit" (12 Monate) für das 33,5-Millionen-Objekt, vom "ersten computergesteuerten, umweltverträglichen Feuerwehrübungshaus auf europäischem Boden" - und von der "ersten großen deutschen Berufswache, die durch einen Immobilienfonds finanziert wurde". Immobilienfonds? In der Tat: Die Landeshauptstadt hat die Feuerwache nur geleast. Und sie kann die Wache vom Leasinggeber (Führung:Commerzbank), wenn sie denn will, nach 15 Jahren in städtisches Eigentum rückübertragen lassen.
Nicht geleast sind hingegen die Feuerwehrleute selbst. Sie stehen auf den Personallisten der Landeshauptstadt und - 'mal bildlich gesprochen - 24 Stunden lang mit der "Spritze" bei Fuß, ehe sie wieder 48 Stunden frei machen können. Die pferdegezogene Dampfspritze, die - eine Leihgabe des Stadtmuseums - im Foyer der neuen Feuerwache zu bewundern ist, hat freilich ausgedient. Sie stammt aus dem Jahre 1896 und wurde um die Jahrhundertwende auf der Pieschener Wache stationiert. Die befand sich damals im Pieschener Rathaus, wo im Hintergebäude eine Feuerwehrkammer, eine Remise für die Feuerwehrspritzen, die Wohnung des 1. Schutzmannes und Arrestzellen untergebracht waren. Heute nun sind, auf der Grundlage des Sächsischen Brandschutzgesetzes, die Kommunen für den Brandschutz verantwortlich und in Dresden der OB oberster Dienstherr.
Das Unterstellungsverhältnis der Berufsfeuerwehr ist also etwas ziviler geworden, und ihre technische Ausrüstung ist heute hochmodern. Löschfahrzeuge, Drehleitern, Gerätewagen für Tierrettung und -bergung, Ladekran, Abrollbehälter für Ölsperren und Umweltschutz (hier ist Übigau für ganz Dresden zuständig), Kleintransporter für Kranke, Atemschutz und schließlich das Feuerwehrmehrzweckboot aus der Schweiz - all das kann mit der Ausrüstung von vor 100 Jahren in keiner Weise mehr verglichen werden. Wenn in der Feuerwache auf der Louisenstraße ein Alarm eingeht, der zuständigkeitshalber nach Übigau weiter geleitet wird, funktioniert hier fast alles automatisch. Das Licht geht an, Tore öffnen sich, sogar Verkehrsampeln werden künftig auf Durchlass gestellt, die Feuerwehrleute rutschen an den berühmten Stangen nach unten neben die Einsatzfahrzeuge - und sind in einer Minute ausrückbereit.
Und das nicht etwa ausschließlich zur Brandbekämpfung. "Nur" etwa 1 600 der rund 35 000 Vorjahres-Einsätze in ganz Dresden entfielen auf Brände. Der überwiegende Anteil war der Notfallrettung und dem Krankentransport vorbehalten. Leider gab es auch 1 100 Fehlalarme. Aber auch die eher "artfremden" Einsätze müssen bewältigt werden. Frank Wersig, amtierender Wachleiter von Übigau und 26 Jahre im Fach: "Wer Feuerwehrmann geworden ist, steht meist mit Leib und Seele hinter seiner Aufgabe. Und zu ihr gehören Rettungsdienste und Krankentransporte ebenso wie Löscharbeiten - übrigens zu jeder Stunde." Auch zu Weihnachten und Silvester. Wenngleich sich der Wachleiter natürlich wünscht, dass es da "friedlich" zugeht. Denn ein Christbaumbrand kann sehr unangenehm werden. Wenn den Flammen dann zwangsläufig das Wasser folgt, ist womöglich eine neue Wohnungseinrichtung fällig.
3. Mai 2013 - Neue Rettungsleitstelle geht im Juli 2013 in Betrieb
2011 war bereits der Neubau der neuen Rettungsleitstelle in Übigau fertig. Seit dem kommt es wegen Problemen mit der Software immer wieder zu erneuten Verschiebungen des Inbetriebnahmetermins der 11,7 Millionen Euro teuren Leitzentrale.
Letzter angegebener Termin war April 2013. Nun soll noch in der ersten Jahreshälfte der einmonatige Testbetrieb gestartet werden, damit dann im Juli der volle Betrieb der Rettungsleitstelle mit 32 Vollzeitdisponenten beginnen kann.
Das neue System löst die völlig überlastete alte Anlage an der Louisenstraße ab und steuert neben den Feuerwehr-, Rettungseinsätzen und Krankentransporten in Dresden auch die der Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz, ein Gebiet mit über einer Million Einwohnern.