Schloss Übigau ist ein zweigeschossiger Barockbau am Elbufer mit offener Bogenhalle an der elbseitigen Front des Obergeschosses und Figurengruppe mit sächsisch-polnischem Wappen, errichtet 1724-1726 durch Johann Friedrich Eosander für den sächsischen Kabinettsminister Jacob Heinrich von Flemming (1667-1728). Bereits kurz vor der Fertigstellung beschloss der Graf, den bestehenden Kernbau um eine zweigeschossige Bogenhalle zu erweitern.
Das benötigte Grundstück wurde durch Enteignung der Bauern Rumpe, Adam, Wirthgen und Vogel gewonnen.
Die Anlage besaß einen reich geschmückten französischen Park mit zwei Torhäusern zur Landseite, vier Pavillons, Wirtschaftsflügel, Orangerie und Springbrunnen. Die zweiflüglige Treppe zur Elbe bildete nach dem Schloss Pillnitz und dem Japanischen Palais eine dritte Anlegestelle für Gondeln des Hofes.
Noch während der Bauarbeiten interessierte sich Friedrich August I. für das Schloss und erwarb es 1726, erweiterte die barocke Gartenanlage noch und nutzte es für glanzvolle Feste. 1753 fand ein militärisches Lustlager statt.
Friedrich August II. überlässt später das Schloss dem Grafen Sulkowski, dem Rivalen von Graf Brühl.
Einen interessanten Zeitbericht von 1777 finden Sie hier
Schloss Übigau wurde von den Prinzen des Königshauses bis zum Ende des 18. Jahrhunderts oft als Ausgangspunkt für Jagden in die benachbarte Heide genutzt. Später richteten die Hofgärtner im Schloss einen Gasthof ein, der zu einem beliebten Ausflugsziel der Dresdner wurde.
Nach der Einquartierung napoleonischer Truppen zwischen dem 11. und 18. Mai 1813 wurde das Schloss mehrfach geplündert und verfiel zusehends. In Übigau wurde eine Holzschwimmbrücke für den Übergang der napoleonischen Truppen wieder hergestellt, nachdem diese vorher von den Russen angezündet wurde.
1831 versteigerte der sächsische Hof das Schloss Übigau an den Amtszimmermeister Siemen. Er brachte das Bauwerk wieder auf Hochglanz. Von da an begann eine neue Zeit für das Schloss. 1838 kaufte die "Actien-Maschinenbauanstalt-
Gesellschaft zu Übigau" das Schloss und errichtete an der Nordseite eine Fabrik zum Bau von Dampfmaschinen aller Art. Im Schloss kam die Verwaltung und Konstruktionsräume dieser Fabrik unter und in der ersten Etage befanden sich die Wohnräume von Johann Andreas Schubert.
Das Schloss diente im 19. Jahrhundert auch einer Dampfmühle, einer Branntwein- und einer Papierfabrik, welche jedoch 1875 abbrannte. 1854 bis 1886 wurde das Schloss von der Familie von Oppen bewohnt. Von 1886 bis 1921 betrieben Pächter im Schloss die "Schloßschänke Uebigau". Um 1900 befindet sich das Schloss im Besitz der Dresdner Maschinengesellschaft und Schiffswerft AG, in der ein Teil der jetzt schon fast 2000 Übigauer arbeitete.
1930 übernahm der "Zentralverein für Arbeitersport Dresden 1885 e.V." Schloss Übigau von einem Grundstücksspekulanten und Abbruchunternehmer und rettete es damit vor dem Abriss. Laut Grundbuch wurde der Verein zur Hälfte Miteigentümer des Schlosses. Hier kamen Büros unter und der Verein nutzte das Schloss für eigene
Festlichkeiten, bis 1933 die Nazis den Sportverein auflösten. Eine Dampfkesselbaufirma nutzte wieder das Gebäude bis zur Enteignung 1948.
Bis in die 80er Jahre diente das Schloss mit den Resten des Parkgeländes dem "VEB Dampfkesselbau Übigau" als Verwaltungsgebäude. In den 70er Jahren fand sogar einige Male im Park das "Parkfest" mit Spielen und Tanz als ein kleines Wohngebietsfest statt.
Nach den Wirren des Wendejahres 1989 stand das Schloss seit 1991 leer, mehrere Verkaufsversuche durch die Treuhand-Liegenschafts-Gesellschaft scheiterten, verkauft wurde es dann 1999. Der Eigentümer zeigte allerdings trotz gegenteiliger Ankündigungen keinerlei Aktivitäten zum Erhalt des Gebäudes, sodass der Verfall weiter vorangetrieben wurde. Mit den zahlreichen Aktivitäten der 2005 gegründeten Bürgerinitiative Schloss Übigau wurde das öffentliche Interesse an dem historischen Kleinod geweckt. Leider hat sich diese Initative Ende 2009 aufgelöst. Seit Mai 2008 wird im Schlosspark nun eine Sommerwirtschaft betrieben und die Sanierung der Außenhülle ist geplant.
2009 gründete sich der Förderverein Schloss Übigau für Kunst und Kultur e.V., dessen Vorsitzender bis Ende 2016 der Betreiber der Sommerwirtschaft im Schlosspark war. Der Verein wollte sich in den kommenden Jahren für die erfolgreiche Restaurierung von Schloss und Park Übigau einsetzen. Unterstützung erhielt er u.a. von der Architektengemeinschaft Milde + Möser Dresden, Ingenieurbüro Linke Dresden, Dachdeckermeister Bredner aus Bad Schandau, Zimmerei Walther aus Pirna, PPS Imaging GmbH Dresden u.a.
Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September 2009 war das Schloss Übigau das erste Mal seit seiner Schließung vor fast 20 Jahren wieder öffentlich zugängig.
Am 8. September 2012 schrieb die Sächsische Zeitung, dass die jetzige Eigentümerin Frau Schinz das Schloss bis zum Jahresende 2012 verkaufen will und bereits in Verhandlungen mit potentiellen Käufern steht. Damit gibt es nach Jahren des Verfalls, nach zweifelhaften Notreparaturen, nicht abgerufenen Fördermitteln und zahlreichen Sanierungsankündigungen endlich einen konkreten Lichtblick bezüglich der Zukunft des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.
Im Herbst 2016 konnte man nun feststellen, dass nichts von alledem passiert, die Eigentümerin wird sich vermutlich aus dem Projekt Schloss Übigau zurückziehen. Die inzwischen geschlossene Sommerwirtschaft im Schlosspark und der noch bestehende Förderverein konnten vermutlich den Verfall des Geländes und des Gebäudes etwas aufhalten, mehr war aber nicht möglich.
Eine gute Nachricht gab es seit November 2017. Demnach hat das Schloss einen neuen Eigentümer, der nicht namentlich in Erscheinung treten möchte. Einzig der Dresdner Unternehmer Frank Wießner, Geschäftsführer der Dresdner Max Wießner Baugeschäft GmbH teilte mit, dass man an einem Nutzungskonzept arbeitet und schnellstmöglich mit der Sanierung beginnen möchte. Es gibt also wieder Hoffnung ...
Im Programmheft zum Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 wurde erstmals der neue Eigentümer des Schlosses benannt. Es ist die Bertram Grundbesitz GmbH Co. KG aus Dresden, in deren Auftrag gegenwärtig restauratorische Untersuchungen durchgeführt werden und erste behutsame Sanierungen stattfinden.
Zum Bürgergespräch am 20. März 2019 mit Jörg Schneck (Projektleiter) und Olaf Maatz (Geschäftsführer Comödie Dresden) wurden weitere Schritte zur Sanierung und Nutzung vorgestellt. Demnach soll das Gebäude in den nächsten fünf Jahren zum Kunst- und Kulturschloss entwickelt werden. Eine behutsame Sanierung erfolgt von innen nach außen. Ab Juli gibt es das Sommertheater der Comödie Dresden im Schlosspark.
Impressionen vom Tag des offenen Schlosses am 9. September 2018
Fähren der Oberelbe mit Übigauer Fähre (Klaus Stein)