Sommerwirtschaft schließt

Am 30. Oktober 2016 schließt nach acht Jahren die Sommerwirtschaft im Schlosspark Übigau. Der Ausflug in den malerisch gelegenen Park zwischen Barockschloss Übigau und Elbufer mit Blick auf das Ostragehege war seit Jahren ein Geheimtipp.

Hier konnte man im Schatten der großen Bäume bei einfacher Gastronomie der lauten Stadt entfliehen und genießen.

Genia Bleier schreibt hierzu am 19.08.2016 in den Dresdner Neuesten Nachrichten, dem ich nichts hinzuzufügen habe:

"Biergarten wird geschlossen - Kehraus im Schloss Übigau

Es könnte so schön sein: Gastronomie auf der Wiese mit Blick auf die dahin strömende Elbe. Nur ein paar Stufen hinunter gehen zum Fluss. Abends Open-Air-Veranstaltungen im Garten, Kunst und Kultur im Saal, Happy Hour in den Wandelgängen. Aber nichts davon wird geschehen. Die Zukunft des Schlosses Übigau sieht düster aus. Am 15. Oktober feiert die „Sommerwirtschaft“ mit einem Konzert (Musiker werden noch bekannt gegeben) ihr Finale. Es wird die letzte Veranstaltung im Schatten des maroden Barockschlosses sein.

Biergarten-Wirt Winfried Pfeil hört nach acht Jahren auf und tritt seinen Ruhestand an. Die Baugenehmigung zum Betrieb der „Sommerwirtschaft“ läuft in diesem Herbst aus. Ein neuer Bauantrag wurde durch die Heidelberger Eigentümerin Ingrid Schinz nicht gestellt, sagt Pfeil. Er habe sie schon seit zwei Jahren nicht mehr hier gesehen.

So stirbt nicht nur wieder eine der ohnehin wenigen Sommer-Lokalitäten in Elbnähe, auch für die Erhaltung des Schlosses ist es kein gutes Omen. Denn der Förderverein Schloss Übigau für Kunst und Kultur e. V., dessen Vorsitzender Pfeil ist, sieht für sein Wirken ebenfalls keine Zukunft. Zwar gibt es für die desolaten Innenräume des Schlosses eine Nutzungsvereinbarung zwischen Eigentümerin und Verein, etwa für kleine Ausstellungen und Veranstaltungen sowie das Vereinsbüro, aber ohne „Sommerwirtschaft“ existieren künftig keine sanitären Anlagen mehr. Und ohne diese können keine Besucher empfangen werden.

Die 19 Vereinsmitglieder warten jetzt auf eine Absichtserklärung der Eigentümerin, wie es grundsätzlich weitergehen soll. Bisher ist weder eine Konzeption für das Areal, noch eine angedachte externe Projektgesellschaft auf Pachtbasis oder irgendeine andere Nutzungsvariante zustande gekommen. Sollte sich der Förderverein auflösen, wäre er schon der zweite, der das Handtuch wirft.

Die bisher initiierten kulturellen Aktivitäten, aber auch kleinere Reparaturen und Verschönerungen, die der Verein durchgeführt hat, waren neben Sicherungsmaßnahmen im Dach- und Traufbereich und einer Rettungsaktion für Figuren und Wappen ein Baustein dafür, dass das Kulturdenkmal nicht – noch nicht? – eine akute Gefahr darstellt. Darüber informiert das Amt für Kultur und Denkmalschutz auf Nachfrage der DNN. Aber es bestehe sowohl für das Schloss, als auch für den ebenfalls denkmalgeschützten Garten und die Nebengebäude ein hoher Sanierungsbedarf, der sämtliche Gewerke betrifft, betont das Amt. Die Fassade zur Straßenseite unterstreicht das sehr deutlich. 

„Aktivitäten der Eigentümerin beschränkten sich bisher hauptsächlich auf Reparaturmaßnahmen, die notwendig wurden, um weitergehende Schädigungen der Bausubstanz zu vermeiden. Diese wurden teilweise durch die Stadt in Form von Sicherungsverfügungen veranlasst“, heißt es weiter von Seiten der Stadt. Im Klartext: Nur im schlimmsten Fall und nur auf Druck ist bisher ein bisschen was geschehen. Für die Dacheindeckung der Nebengebäude und die Sicherung der Figurengruppe und Traufgesimse gab es positive Förderbescheide, so das Amt. Nun könnte es theoretisch weitergehen, denn für die Dachsanierung des Hauptgebäudes liegt eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung vor. Sie ist nur noch bis März 2017 gültig, wird weiter mitgeteilt.

Über die Absichten von Ingrid Schinz, Geschäftsführerin der Immobilienfirma P. J. Landfried GmbH & Co. KG, ist nichts Konkretes zu erfahren. Sie war telefonisch nicht erreichbar und hat auch E-Mail-Anfragen nicht beantwortet. Jetzt hat sich Landfried-Mitarbeiter Bernhard Hammes gemeldet und weiter vertröstet. Frau Schinz sei im Urlaub, wir könnten aber später noch einmal telefonieren. Auch Karsten Linke, der mit seinem Ingenieurbüro Schloss Übigau verwaltet, war weder telefonisch erreichbar, noch reagierte er auf eine E-Mail-Anfrage.

Schlosspark Übigau 2008 (Foto: F. Philipp)Ingrid Schinz hatte das Dresdner Lustschloss mit der wechselvollen Geschichte von ihrem 2009 verstorbenen Mann Dieter Schinz übernommen und auch schon Käufer dafür gesucht. Offenbar ist aber kein Kaufvertrag zustande gekommen. Gründe könnten die schlechte Verkehrsanbindung, die schwierige Nutzung und die Kosten sein. Gemunkelt wird von einer Million Euro für den Erwerb der Immobilie und rund zehn Millionen Euro Sanierungskosten."

Eines betont das Amt für Kultur und Denkmalschutz nachdrücklich: Das wertvolle Kulturgut habe seinen beklagenswerten Zustand erreicht, weil private Eigentümer seit 1990 im Grunde nichts investiert hätten. Auch bei unklaren Besitz- und Nutzungsverhältnissen seien partielle Sanierungsarbeiten nicht nur sinnvoll, sondern erforderlich. Genannt werden unter anderem Dachhaut, Dachkonstruktion, Sockel und Sandsteinschmuck, Putzuntersuchungen bzw. –erneuerung, Analysen von Wandmalereien und baulichen Veränderungen.

Nun ist 290 Jahre nach der Erbauung erst einmal Schluss. Wirt Winfried Pfeil bläst zum endgültigen Kehraus. Nach dem Abschlusskonzert wird der von ihm angelegte Springbrunnen demontiert. Die Bepflanzung kann dann neben weiteren Utensilien erworben werden."

 

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